Beginne dort, wo Du gerade bist!
Von Thomas M. Brösamle
Diesem Prinzip aus Kanban folge ich nun und schreibe jetzt Stück für Stück alles auf, was mich in den letzten Jahre zum Thema Komplexität und systemische Organisationsentwicklung bewegt hat.
Was treibt mich an (meine Perspektive)?
- Ich habe mich die letzten Jahre über Diskussionen, Weiterbildungen, Austausch mit Kollegen innerhalb und außerhalb des Verbundes und durch Selbststudium eingehend mit Komplexität beschäftig; seit dem Jahr 2018 nun ergänzend mit der soziologischen Systemtheorie von Niklas Luhmann bzw. mit Kybernetik und Konstruktivismus. Mein erstes Fazit: ein lohnender aber durchaus anstrengender und steiniger Weg.
- Aus all diesen Quellen haben sich eine Vielzahl von Ideen entwickelt. Diese möchte ich gerne mit Ihnen teilen und weiterentwickeln. Fokus: Wie lassen sich vorhandene, beobachtbare Probleme auf andere (systemische) Weise lösen, unter der Annahme, dass eine Genossenschaftsbank ein eigenes "soziales System" ist?
- Durch die Verschriftlichung will ich zum einen erreichen, dass ich mich bei der Formulierung und Strukturierung nochmals kritisch mit meinen Gedanken auseinandersetze und das ein oder andere erneut reflektiere und präzisiere.
- Des weiteren möchte ich mich selbst entlasten, indem ich meinen Kopf durch das Schreiben befreie.
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Zunächst sind die Werkzeuge rund um Komplexität und die Systemtheorie pure Theorie. Man muss für sich selbst einen Weg finden, wie man diese Werkzeuge im
eigenen Tätigkeitsfeld dann praktisch einsetzt. Eine unmittelbare Anwendung, analog einer Methode und eines Modells, ist kaum möglich. Ein weiser Mann schrieb mal: "Eine gute Theorie
passt auf Dich auf."
- Meine These: mit den klassischen Praktiken und Methoden der (Bank-) Betriebswirtschaft alleine kommt man heute bei der Gestaltung der Zukunft nur noch eingeschränkt weiter. Es braucht einen neuen Blick, also ein Öffnen der Blende >> die Lösungsebene sollte dabei immer höher liegen als die Problemebene.
- Mein großes Ziel: Morgen wirksamer zu arbeiten als heute UND mich damit persönlich weiter zu entwickeln.
Warum mache ich das über das World Wide Web öffentlich (unsere gemeinsame Perspektive)?
Allen Kollegen der genossenschaftlichen Finanzgruppe mit denen ich mich austausche, beschäftigt der enorme Transformationsprozess im Bankgeschäft. Alle spüren (teilweise leidvoll) die Dynamik und Geschwindigkeit des Marktes und die sich daraus ergebende Notwendigkeit die eigene Organisation zu verändern. Egal ob Vertrieb oder Betrieb, egal ob Spezialist oder Führungskraft. Alle suchen einen Weg in die Zukunft und versuchen die Genossenschaftsidee modern zu interpretieren!
Welche vertrieblichen, wertschöpfenden Phantasien gibt es überhaupt noch für Regionalbanken jenseits von Sach- und Personalkosteneinsparungsprojekten (also Wachstum VOR Downsizing)? Gibt es irgendeinen Megatrend, mit dem man sich unter Umständen noch nicht auseinandergesetzt hat?
Was ist in der genossenschaftlichen Finanzgruppe anschluss- und resonanzfähig bzw. überhaupt relevant? Ohne ein praktisches Problem, an welchem man das ausprobieren oder anwenden kann, macht das ja wenig Sinn. Ich würde mich freuen, wenn Sie beobachtete Probleme (gerne scheinbar unlösbare) beschreiben und wir gemeinsam versuchen, diese auf eine andere Art und Weise, nämlich systemisch zu lösen. Die zentrale Idee: Man trennt sog. beobachtbare (also nicht entscheidbare) von den entscheidbaren Entscheidungsprämissen. Unternehmenskultur ist beispielsweise aus systemtheoretischer Sicher nur beobachtbar. Entscheidbar und veränderbar sind lediglich Strukturelemente und dort setzt man an (dazu später mehr).
Eine zentrale These: Die klassische Unternehmensberatung funktioniert nicht, da die Veränderung nur von dem sozialen System selbst vollzogen werden kann. Berater (hier Beobachter 2. Ordnung) und Mitarbeiter (Beobachter 1. Ordnung) können das System nur "stören" und damit einen (vielleicht wirksamen) Impuls geben, welcher dann ggfs. zu einer Veränderung im sozialen System führt.
Hier schon mal die Ankündigung zu mehreren Geno-Tipps zu diesem Thema. Sorry, da wir es dann erst mal abstrakt und richtig anstrengend. Ich verspreche Ihnen aber aus tiefster Überzeugung: es lohnt sich! Sie werden danach Ihr berufliches aber auch privates Umfeld mit anderen Augen sehen.
Eines meiner Glücksmomente dabei war und ist, wenn sich wieder die ein oder andere Synapse im Kopf verbindet und man wieder einen Baustein begriffen hat.
Warum der Name "geno komplex"?
Dreh- und Angelpunkt meiner Gedanken ist das Thema Komplexität in Abgrenzung zum Komplizierten, also die sogenannte "Wertschöpfung der Ausnahme" versus der "Wertschöpfung der Norm". Was das genau ist und wo der Unterschied liegt, dazu später mehr. Nach einer grundlegenden Einführung bzw. Klärung von Begrifflichkeiten geht es dann rasch zum Kern des Blogs, nämlich zur Systemtheorie.
Daneben werden Sie aber auch einige Blogs zu moderner Arbeitsorganisation und Projektarbeit finden. Lassen Sie sich überraschen.
In welchem Format schreibe ich?
Ich habe mir vorgenommen, meine Gedanken im Blog-Format, in sogenannten Geno-Impulsen niederzuschreiben.
Ich werde versuchen die Chronologie meiner Blogs logisch aufzubauen (vom Allgemeinen zum Speziellen). Innerhalb der Blogs werde ich zunächst das Thema kurz erklären. Dabei werde ich den Kern immer von verschiedenen Seiten beleuchten (kenntlich gemacht durch „Annäherung 1“ ...). In jedem Blog wird es die ein oder andere provokante These geben. Den Schluss jeden Blogs bilden dann Geno-Impulse für die praktische Arbeit im genossenschaftlichen Umfeld sowie diverse Links und Literaturtipps. Dabei freue ich mich auf Ihre Resonanz. Gerne auch gegenläufige Positionen und kritische Anmerkungen! Oftmals ist nicht die Position das Entscheidende sondern die Argumente für die eine und eben auch die andere Seite! Erst dadurch können neue Gedanken und Perspektiven entstehen.
Was wird es hier nicht geben?
Kein Best Practice, primär kein Austausch von klassischen Ansätzen der Betriebswirtschaftslehre oder der Bankwirtschaft. Hierüber gibt es tonnenweise Literatur und Content im Internet.
Noch einige Fragen zum Nachdenken bzw. zur Reflektion?
- Welches Menschenbild haben Sie in Bezug auf Ihre Kollegen bzw. Mitarbeiter (Stichwort Theorie X versus Theorie Y)?
- Können Sie sich Führungsarbeit jenseits der Klassifizierung von Menschen in "Helden" und "Schuldige" vorstellen? These: Wenn Sie Erfolge oder Probleme immer Personen zuordnen, sind Sie vermutlich noch nicht am Kern des Problems bzw. der Lösung angelangt.
- Glauben Sie auch, dass in Ihrer Volks- und Raiffeisenbank zu wenig echte Arbeit (externe Referenz) geleistet wird und sich die Organisation zu stark mit sich selbst beschäftigt (interne Referenz)?
- Können Sie sich vorstellen, dass man Ihre Kollegen nicht motivieren muss, wenn Sie gemeinsam als Team echte wertschöpfende Arbeit für Ihre Kunden / Mitglieder leisten?
- Wundern Sie sich, warum sich grundlegende Dinge nicht ändern, obwohl Mitarbeiter und Führungskräfte ausgetauscht wurden bzw. sich beruflich verändert haben?
- Können Sie sich vorstellen, dass man Unternehmenskultur nicht kausal verändern kann, sondern nur beobachten kann?
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